Probleme am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium

Stadt Bonn weist die Kritik zurück

Probleme mit muslimischen Schülern am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium: Lehrergewerkschaft forderte mehr Islam-Wissen. Die Stadt Bonn weist derweil die Kritik zurück.

Eine alte Aufnahme aus Bonn: Ein Junge liest im islamischen Religionsunterricht in einem Schulbuch. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Bad Godesberg. Zu den Berichten über das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium (NCG) erreichen den General-Anzeiger weiterhin viele Reaktionen. Dort ist eine Minderheit streng gläubiger Muslime durch aggressive Religionsbekundungen aufgefallen. Die Jugendlichen sollen zum Beispiel Mädchen wegen ihrer Kleidung kritisiert und in der Schule trotz eines Verbots gebetet haben. Offenbar haben sie andere Schülerinnen und Schüler – vor allem innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft – regelrecht provoziert und gemobbt.

Die Situation könnte nach Einschätzung von Beobachtern auch damit zu tun haben, dass am NCG ein überdurchschnittlich hoher Anteil von muslimischen Mädchen und Jungen unterrichtet wird. Knapp 60 Prozent der Schülerschaft sind islamischen Glaubens. „Es ist aber wichtig, dass eine Schullandschaft gut durchmischt ist“, betont Rolf Haßelkus, der Vorsitzende der Bonner Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Doch die Kommune hat die Verteilung der Schüler nur begrenzt in der Hand. Das städtische Presseamt weist auf eine historisch gewachsene Besonderheit in der Bundesstadt hin: Von den 19 Gymnasien befänden sich nur zehn in städtischer Trägerschaft. Die übrigen neun stünden in freier, davon sieben in kirchlicher Schulträgerschaft. Diese neun Gymnasien treffen ihre Aufnahmeentscheidungen nach eigenen Kriterien, so das Presseamt weiter. „In Bad Godesberg ist das Verhältnis zwischen Gymnasien in städtischer und solcher in privater Trägerschaft 2 zu 4. Hier sind nur das NCG und das Konrad-Adenauer-Gymnasium städtisch.“

Das Presseamt reagiert auch auf eine Kritik des GEW-Funktionärs Haßelkus an Coletta Manemann, der Leiterin des Amtes für Inte­gration und Vielfalt. Die hatte sich im GA-Gespräch mehr Wissen über den Islam von den Lehrkräften gewünscht. Denn dass die Schüler am NCG mit ihren Provokationen Erfolg hätten, hänge auch mit geringen Kenntnissen über die Religion zusammen. Für Haßelkus „fast schon eine Täter-Opfer-Umkehr“. Manemanns Amt unterstütze die Lehrkräfte bereits seit Jahren, hält das Presseamt dagegen. Zu Themen wie Religion, Diskriminierung, Muslimfeindlichkeit oder Islamismus biete es Fortbildungen, Fachtage und Workshops an.

Die Stadt erwarte keine vertieften Fachkenntnisse zu diesen Themen. „Die Angebote können aber stärken, im Schulalltag mit den vielfältigen Herausforderungen umzugehen.“ Islamische Religionslehrerinnen und -lehrer seien hilfreich, da sie Themen wie den Umgang mit verschiedenen Religionen oder Werte in der Gesellschaft aufgreifen können.

Die Stadt Bonn unternimmt nach eigener Aussage viel, um das NCG zu stärken und die Attraktivität des Schulstandortes zu erhöhen. „Allerdings regelt auch hier das Schulgesetz NRW die Aufgabenteilung zwischen Land und Kommunen an öffentlichen Schulen“, so das Presseamt. Die Stadt als Schulträger sei vorrangig für die „äußeren“ Angelegenheiten zuständig, etwa die Unterhaltung der Schulanlage und der Gebäude. Verantwortlich für das inhaltliche pädagogische Konzept und den pädagogischen Schulbetrieb sei allein das Land NRW, beziehungsweise die Kölner Bezirksregierung. Die Schulleitung selbst hat sich bislang nicht öffentlich geäußert.

Beim NCG habe die Stadt als Schulträger zuletzt oft investiert, so das Presseamt. Etwa in die Erneuerung der naturwissenschaftlichen Fachräume. Zudem sei das Gymnasium von Beginn an Partnerschule im Programm „Bonneum“, dem Leuchtturmprojekt der Stadt im Bereich digitale Bildung. Weitere Baumaßnahmen seien geplant.